Seit dem 01.06.2000 gilt in Deutschland ein Verbot des Herstellens, des Inverkehrbringens und des Verwendens von Mineralwolle-Dämmstoffen, die nicht die Freizeichnungskriterien des Anhang IV Nr. 22 der Gefahrstoffverordnung erfüllen.
Bei künstlichen Mineralwollen gibt es somit grundsätzlich 2 Arten nach Anhang IV Nr. 22 der Gefahrstoffverordnung zu unterscheiden:
Bei den neuen Mineralwolle-Dämmstoffen sind nur die Mindestschutzmaßnahmen zum Schutz vor mineralischen Stäuben zu ergreifen. Der Umgang mit alten Mineralwolle-Dämmstoffen ist nur noch im Zuge von Demontage-, Abbruch-, Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten möglich bzw. zulässig. Für diese Arbeiten mit alten Mineralwolle-Dammstoffen gilt die Technische Regel TRGS 521 „Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten mit alter Mineralwolle“.
Wo werden künstliche Mineralfaser-Dämmstoffe eingesetzt?
KMF finden Einsatz in vielfältigen Anwendungen der Wärmedämmung, Schalldämmung und des Brandschutzes.
Machen künstliche Mineralfasern (KMF) krank?
Folgende Krankheiten können durch künstliche Mineralfasern auftreten:
Als künstliche Mineralfasern (KMF) bezeichnet man anorganische Synthesefasern. Sie wer-den aus der mineralischen Schmelze über unterschiedliche Düsen- oder Schleuderverfahren gewonnen. Zur Herstellung von Glaswolle werden z. B. Mischungen aus Flaschenglas oder Fensterglas (60%) mit Sand, Soda und Kalk sowie von Chemikalien und Flussmitteln verwendet.
Glas- und Steinwollen Isolierwollen aus Glas und Gestein finden eine breite Anwendung für Wärmedämmung, Kälteschutz, Brandschutz und für die Schallisolierung. Sie werden als Platten, Matten, Filzen, lose Schüttungen oder Schichtungen an Dächern, Decken, Wänden, Rohr- oder Lüftungsleitungen eingesetzt. Rohmaterial: Für die Herstellung verwendet man Glasrohstoffe, Altgläser, vulkanisches Gestein oder Kalkstein, wobei die Handelsbezeichnung die jeweilige Rohstoffbasis andeutet. Da oftmals die Mengenanteile nicht genau zu bestimmen sind, kann somit keine sichere Zuordnung einer bestimmten Faser Art erfolgen.
KMF setzen wie Asbest Fasern frei. Grundsätzlich können nur Fasern Krebs erzeugen, die in die Lunge gelangen und dort auch ausreichend lange bestehen bleiben. Dies bezeichnet man auch als „biobeständig“. Es gibt verschiedene Typen von KMF, die gesondert bewertet werden müssen.
Die Gefahrstoffverordnung sieht mehrere Möglichkeiten vor, wie KMF nach ihrer Wirkung auf die Gesundheit eingestuft werden können:
Zum einen werden künstliche Mineralfasern nach der chemischen Zusammensetzung (Kanzerogenitätsindex) sowie nach der Biolöslichkeit der Fasern (Grundlage für das RAL-Gütezeichen) klassifiziert. Ein anderes Einstufungskriterium sind geeignete Tierversuche. Diese Einstufungen sind in der Liste der Maximalen Arbeitsplatzkonzentration (MAK-Liste) zusammengefasst. Der Kanzerogenitätsindex (KI) nach der TRGS 905 (Technische Regel für Gefahrstoffe) ist ein aus der chemischen Zusammensetzung der Faser berechneter Wert, der ein Maß für die Biolöslichkeit angibt. Dabei gilt: Je kleiner der KI, desto größer das krebserzeugende Potenzial der Faser. Der KI wird nur für glasige WHO-Fasern verwendet. Diese Einstufung kann durch zusätzliche Erkenntnisse, z. B. aus entsprechenden Tierversuchen, korrigiert werden. Mithilfe des KI und der Kanzerogenitätsversuche werden die Fasern in die Kategorie der MAK-Werte-Liste eingestuft.
Bei wiederholtem Kontakt summieren sich solche Schäden und führen letztlich in Abhängigkeit von Gesamtdosis und -zeit zur Entstehung von Tumoren. Grenzwerte für krebserzeugende Chemikalien können das Risiko, durch die bestimmte Substanz an Krebs zu erkranken, nur vermindern, nicht jedoch ausschließen. Für Faserstäube existiert eine spezielle Einstufung in Kategorien von 1 bis 3 nach der MAK-Werte-Liste. Bisher reichen die toxikologischen Untersuchungen nicht aus, um für den Menschen die krebserzeugende Wirkung von KMF eindeutig zu bestätigen oder zu wider-legen. Allerdings wurde im Tierversuch für fast alle anorganischen Fasern eine kanzerogene Wirkung nachgewiesen. Daher werden auch alle anorganischen Fasern als für den Menschen krebsverdächtig angesehen und, wenn keine weiteren Erkenntnisse vorliegen, in die Kategorie 3b eingestuft. Für organische Fasern besteht zwar der Verdacht, dass sie Tumore erzeugen können, es liegen jedoch keine geeigneten Daten vor, um dies zu belegen. Die krebserregendsten Stoffe sind Glas- Steinwolle, Schlackenwolle und Keramikfasern.
Künstlich hergestellte Mineralfasern aus silikatischen oder zum Teil auch nicht silikatische Mineralfasern werden unter dem Oberbegriff künstliche Mineralfasern (KMF) zusammengefasst. Ein Großteil der KMF (Glas-, Stein-, Schlackerfasern) sind Hauptbestandteil von Mineralwolle-Dämmstoffen, andere werden im Hochtemperaturbereich als Isolierungen verwendet, wieder andere als Verstärkungsfasern für Chemiewerkstoffe eingesetzt. Die Fasern sind je nach Art in ihrer Struktur, Zusammensetzung und Fasergröße sehr unterschiedlich. Bereits im Altertum waren Glasfasern bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Schlacken und Steinwolle kommerziell hergestellt (erstmals 1885 in England). 1897 folgten die USA mit der Herstellung von Steinwolle aus Schieferton-Kalkstein. Glaswolle auf der Basis von Borsilikat Glas wurde seit den 30-er Jahren hergestellt. Durch die Weiterentwicklung der Faserherstellungstechniken (Blasen, Ziehen, Zentrifugieren) wurden in den 50er Jahren Faserdurchmesser bis 2μm später durch Neuentwicklungen Faserdurchmesser von weniger als 1μm erreicht. Dies bereitete die Basis für die Produktion von Spezialglasfasern.
Mineralwolle-Matten:
Flexible Erzeugnisse geringer Festigkeit, die mit Staubbindemittel ausgerüstet sind und häufig auf eine feste Unterlage aus Drahtgeflecht, Wellpappe, Glasvlies usw. aufgesteppt sind. Werden meist in Rollen geliefert.
Mineralwolle-Filze:
Flexible und formbeständige Erzeugnisse, ausgerüstet mit Staubbindemitteln und einem Formgebenden Bindemittel (Kunstharz) sowohl mit als auch ohne Kaschierung. Werden häufig in gerollter Form geliefert.
Mineralwolle-Platten:
Gleichen in ihrem Aufbau den Filzen, haben jedoch eine höhere Steifigkeit und sind deshalb nicht rollbar.
Mineralwolle-Formteile:
Erzeugnisse, die in ihrer Form an den vorgesehenen Anwendungszweck mit komplizierten, nicht flächigen Formen angepasst sind (z.B. Schalendämmungen für Rohrleitungen).
Akustik-Platten:
Spezielle Ausführungsformen der Mineralwollplatten für Schallschutzzwecke, in der Regel ein- oder beidseitig kaschiert bzw. beschichtet
Akustik-Deckenplatten:
Erzeugnisse mit einer höheren Festigkeit (Dichte), werden unter Verwendung von Bindern und anorganischen Füllstoffen (z.B. Ton, Perlite) hergestellt.
Die Mineralwolle-Dämmstoffe stellen aufgrund ihres günstigen Preises (im Vergleich zu anderen Dämmstoffen) einen nicht unbedeutenden Marktfaktor dar und sind deshalb in nahezu allen Gebäuden zu finden. Im Jahr 1993 wurden in Deutschland insgesamt ca. 17,2 Mio. m³ Mineralwolldämmstoffe eingebaut. Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil an Keramikfasern in Gebäuden durch die speziellere Anwendungsweise keinen so gravierenden Anteil. Der Verbrauch an Keramikfasern in Deutschland lag 1992 bei ca. 10.500 Tonnen, wobei hiervon 20% im Elektrogerätebereich und ca. 5% im Kfz-Sektor verbaut wurden. Die Hauptanwendungsbereiche von künstlichen Mineralfasern im Hochbau sind wie folgt: Mineralwolle-Dämmstoffe Wärmedämmung von Dächern, Dachböden und Außenwänden sowie der unterschiedlichsten Bauteile (z.B. Rollladenkästen) Dämmung von Leichtbauwänden (Ständerwänden) Trittschalldämmung unter Estrich Mineralfaserhaltiger Putz Abgehängte Deckenkonstruktionen Deckenplatten Schallschluckplatten auf Unterlage, mit oder ohne Rieselschutz Lamellendecken Lüftungsdecken Deckenstrahlungsheizungs-Konstruktionen Dämmung von Heizleitungen, Armaturen und Lüftungseinrichtungen Schalldämmung in Installationsschächten Raumlufttechnische Anlagen Kanäle mit außenliegender Dämmung In seltenen Fällen Kanäle mit innenliegender Dämmung Anlagen mit innenliegenden Absorptionsschalldämpfern aus KMF Anlagen mit Glasfaser-Luftfiltern Brandschutzummantelung von Kabeltrassen Brandschutzbeschichtung von Stahlkonstruktionen Füllung von Brandschutz- und Schallschutztüren Brandabschottungen und Feuerschutzabschlüsse Wärmedämmung von Elektro-Speicherheizgeräten
Bezüglich des Potentials zur Faserfreisetzung sind insbesondere die verschiedenen Arten von Schallschluckdecken zu nennen. Akustikdecken sind vor allem in öffentlichen Gebäuden und Büros zu finden, im Wohnungsbau sind sie dagegen eher selten. Bei den beschriebenen Anwendungsformen bei raumlufttechnischen Anlagen sind in Deutschland Anlagen mit innenliegenden Dämmungen eher selten anzutreffen. Keramikfasern Die wesentlichen Anwendungsbereiche im Hochbau sind insbesondere: Isolierung von Öfen, Heizkesseln und Elektrogeräten (z.B. Cerankochfelder) Verfüllung von Dehnfugen mit Brandschutzansprüchen Brandschutzvorhänge (auf organischer Tragfaser) Spritzisolierungen Sonstige Künstliche Mineralfasern Unter sonstige KMF sind vor allem die textilen Glasfasern und die Glasmikrofasern zu nennen. Der Einsatzbereich dieser KMF liegt im Bauwesen vor allem bei: Glasfaservliese (z.B. Rieselschutzvliese von Akustikdecken) Glasfaser-Tapete Glasseidenvorhänge Faserverstärkte Kunststoffe (z.B. Wellpolyester – Platten) Gipskartonplatten Zementprodukte Textile Endlosfasern haben einen mittleren Durchmesser von 6 bis 15 μm und sind damit nicht lungengängig. Eine Längsspaltung dieser Fasern tritt nicht auf. Die im Flammenblasverfahren hergestellten Glasmikrofasern haben einen Durch-messer von 0,1 bis 1 μm, sind damit lungengängig und gelten als krebserzeugend (alte Fasergeneration). Sie wurden vor allem im Dachausbau und der dortigen Dämmung und für Spritzisolierungen verwendet.
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